Ja, als Eltern liebt man sein Kind über Alles, möchte am liebsten jeden Schritt dokumentieren und mit geschwellter Brust jede süße, lustige und stolzmachende Szene mit anderen teilen. Doch dein Kind weiß nicht wie ihm geschieht und kann nicht mal dagegen Einspruch erheben, bevor du sein breiverschmiertes Gesicht auf Instagram postest, alle deine Facebook-Freunde sehen können, wie es nackt auf dem Töpfchen sitzt oder ganz Twitter dein Kind beim Schlafen beobachtet. Diese Verantwortung liegt alleine bei dir.
Denn du solltest du dich immer bei jedem Bild fragen: „Würde mein Kind das wollen?“ oder „Würde ich das wollen, wenn ich das da auf dem Bild wäre?“. Gerade wenn dein Kind älter wird, wird es ihm zunehmend peinlicher sein, solche Fotos im Internet vorfinden zu müssen oder – noch schlimmer – Freunde oder Nicht-Freunde finden sie und machen sich darüber lustig, teilen sie oder reißen sie völlig aus dem Kontext. Erst mit zunehmendem Alter wird dein Kind erahnen können, was es bedeutet, wenn ein Bild erst einmal im Internet ist – und somit auch bleibt.
Denn auch wenn diese Bilder vermeintlich nur für Freunde gepostet werden, können diese dennoch in falsche Hände geraten. Sie können heruntergeladen oder gescreenshottet werden und leicht auf anderen Plattformen geteilt werden. Man überlege sich nur, was passieren kann, wenn das Bild in einem Forum landet, in dem Menschen kleine Kinder mehr als nur süß finden. Diese Vorstellung ist gruselig und ich will mir das eigentlich gar nicht vorstellen. Und du dir vermutlich auch nicht.
Toyah Diebel ist viel im Internet unterwegs und hat schon viele Kinderfotos auf Instagram gefunden. Sie schreibt: „Seitdem ich auf Instagram aktiv bin, sind mir relativ schnell Bilder aufgestoßen, bei denen abgebildete Personen definitiv nicht an der Entscheidung der Veröffentlichung beteiligt gewesen sind. Das gilt vor allem für Kinder.“
Dabei wirft sie nicht unbedingt jedem bewusstes, fahrlässiges Verhalten vor. Die meisten Eltern und Großeltern denken sich schlichtweg nichts dabei.
„Oft fehlt es an Medienkompetenz und Weitsicht, was achtlos gepostete Bilder der eigenen Kinder anrichten oder wozu sie missbraucht werden können.“
Aus diesem Grund hat sie den Hashtag #deinkindauchnicht ins Leben gerufen. Zusammen mit Wilson Gonzales Ochsenknecht (Sohn von Uwe Ochsenknecht) macht Sie nun im Internet mit provokanten Fotos auf das Thema aufmerksam. Unter deinkindauchnicht.org hat Fotografin Delia Baum einige Beispiele für peinliche Kinderfotos mit Toyah und Wilson in Szene gesetzt, um zu verdeutlichen, wie peinlich diese Bilder mit Erwachsenen wirken.
Wir achten sehr genau darauf, dass unser Kind so weit wie nur möglich aus dem Internet herauszuhalten. Und wenn wir doch das Bedürfnis verspüren, etwas mit unseren Freunden zu teilen, dann nur so, dass man das Gesicht nicht sehen kann und dass es keinesfalls eine peinliche Situation ist. Das sind wir unserem Kind schuldig und wir nehmen die Verantwortung ernst. Denn wir wissen: Ein Bild, welches einmal im Internet ist, bleibt im Internet. Und es gibt unglaublich tiefe Abgründe an kranken Seelen, die unschuldige Bilder für etwas sehr schmutziges zweckentfremden.
Oft lernt man nur durch eigene Erfahrung, aber bis zu unserer Generation hatten wir das Glück, dass es peinliche Kinderfotos vielleicht noch ins private Fotoalbum oder in den Dia-Abend geschafft haben. Das ist jetzt anders und unsere Kinder sind die ersten, die sich damit konfrontiert sehen. Die Auswirkungen kommen erst noch auf uns alle zu…