Manche suchen sich ihren Job freiwillig, andere möglicherweise unfreiwillig aus. Bei Promotern in der Innenstadt, bin ich mir da nicht so sicher. Erst neulich hatte ich wieder ein Erlebnis der besonderen Art mit einer dieser Personen. Ich war mit Kollegen in der Innenstadt um die Mittagspause zu verbringen, als mich eine Dame vom Plan Kinderhilfswerk ansprach. den Rest möchte ich Euch hier in einem Dialog schildern. (Gedächtnisprotokoll)
“Hallo, darf ich Dir unsere Organisation näher bringen?”
“Nein.”
“Warum denn nicht?”
“Weil ich das nicht mag.”
“Dass wir Kindern helfen?”
“Nein, auf der Straße in meiner Mittagspause angesprochen zu werden.”
“Aber möchtest Du denn keinen Kindern helfen?”
“Doch, aber sicher nicht, wenn ich mit den ersten X Monaten meiner Patenschaft keinem Kind helfe, sondern erstmal die Provision für einen Promoter abbezahle.”
“Aber so ist das bei uns ja gar nicht.”
“Achso. Du stehst hier freiwillig und bekommst keine Provision!?”
“Naja, wir bekommen eine Prämie, aber die wird nicht von den Spenden bezahlt.”
Ich: “Nicht? Wovon denn dann?”
“Yo Dickie, hör mir doch erstmal zu, dann kannst du, dann kann ich dir das erklären.”
“Auch unter dem Gesichtspunkt, dass ich das ‘Dickie’ jetzt mal höflicherweise überhöre, scheinst Du mir nicht zuzuhören. Ich habe ja bereits zu Anfang gesagt, dass ich nicht angesprochen werden möchte.”
“Ja, wir könnten auch von Tür zu Tür gehen, doch dann würden uns die Leute nicht aufmachen, weil sie uns für Zeugen Jehovas halten. Und TV-Werbung ist ja viel teurer als die Leute hier anzusprechen.”
“Das mag sein, aber ich habe Dir klipp und klar gesagt, dass ich keine Ansprache wünsche. Und beleidigen lasse ich mich auch nicht.”
“Beleidigen?”
“Ja, du hast mich Dickie genannt.”
“Boah, lass Dir erstmal ein Hirn wachsen …” (Dreht sich um und geht weg)
Nun, meine Höflichkeit und Erziehung verbieten es mir, Menschen, die mit einem reden, einfach wortlos stehen zu lassen und wegzugehen. Aber vielleicht wäre das in diesem Moment die richtige Lösung gewesen. So hartnäckig hab ich schon lange keinen Promoter mehr erlebt.
Nun, das Plan Kinderhilfswerk macht kein Geheimnis daraus, dass ein Teil der Gelder notwendigerweise auch für Verwaltung und Promotion draufgehen. Das ist auch nachvollziehbar, denn von selbst kommt kein Geld irgendwo an. Dennoch weigere ich mich, Organisationen auf diese Art zu unterstützen. Grade weil ich keine miesen Promoter bezahlen möchte, die einem in der Innenstadt die Zeit rauben und – falls man sich auf ein Gespräch einlässt – ein schlechtes Gewissen machen wollen, wenn man keine Patenschaft abschließt.
Und hey, wenn ich eine gemeinnützige Organisation unterstützen möchte, kann ich das auch online und direkt tun und dann bezahle ich keinen Promoter und die 12,8% fließen dann (hoffentlich) direkt in die Projektarbeit.
2 Kommentare
Ich finde das mit den Promotern nicht so schlimm das die auch etwas davon bekommen. Sie erinnern die Menschen daran zu spenden und das allermeiste Geld kommt auch an, wie du selbst sagst.
-> Besser 82% von X als 100% von nix.
Nur leider ist es in den allermeisten Fällen so, dass die ersten 7 Monate meines Beitrags an den Promoter gehen und ab dann erst an die Hilfsorganisation.
Je nach Organisation sogar noch länger.