Charles M. Huber

Offener Brief an Charles M. Huber

Lieber Charles M. Huber,

ich finde es löblich, dass Sie sich nach Ihrer Schauspielkarriere in der Politik behaupten möchten. Doch finde ich, dass Sie sich in Grund und Boden schämen sollten.

Gerade Sie, als Bürger mit Migrationshintergrund sollten etwas von Toleranz verstehen. Wurden Ihre Vorfahren schließlich in früheren Zeiten zu genüge diskriminiert.

Ihr kürzliches Interview ist beschämend. Selbst für einen CDU-Politiker. Niemand findet es verwerflich, dass Sie die “klassische Familie” wertschätzen. Wozu auch? Glauben Sie ernsthaft, dass diese durch die Gleichstellung von Homosexuellen gefährdet sind?

Keineswegs! Die klassische Familie wird dadurch nicht aussterben.

Natürlich ist mir bewusst, dass Leute wie Sie Angst davor haben, dass Kinder, die von homosexuellen Eltern erzogen werden, dadurch später selbst Homosexuell werden. So ein Quatsch!

Ein bekanntes Sprichwort besagt: “Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten.”

Und genau das passt hier wie die Faust aufs Auge. Ich kann Ihrer Biografie keine Qualifizierung als Erzieher oder Psychologe entnehmen. Weshalb also glauben Sie, beurteilen zu können, ob Homosexuelle in der Lage sind, Kinder zu erziehen?

Andere Länder beweisen uns, dass das super funktioniert.

Und wenn sich sich in der weiten Welt umsehen, finden Sie auch heterosexuelle Eltern, die dazu nicht in der Lage sind. Hetero zu sein, ist also keine Garantie für eine kindgerechte Erziehung.

Sie möchten also Schwule und Lesben generell nicht in der Nähe von Kindern sehen? Warum? Weil Homosexuelle alle pädophil sind? Oder weil Kinder besser nicht erfahren sollen, dass es auch “solche” Leute gibt?

Ich glaub’ es hackt!

Herr Huber, die Welt dreht sich unaufhörlich weiter und mit Ihr auch die Menschen und deren Gesellschaft. Wir Menschen entwickeln uns weiter.

Sie sind der (uneheliche) Sohn eines Senegalesen und einer Deutschen. Bedenken Sie, dass es auch Zeiten gab, in denen eine solche Beziehung nicht nur verpönt, sondern verachtet und strafbar war. Heute ist das glücklicherweise nicht mehr so. Niemand findet mehr etwas anstößiges mehr daran, wenn sich ein Paar aus unterschiedlichen Ländern, Kontinenten oder Kulturkreisen findet.

Und nun erlauben Sie sich, homosexuellen Paaren das Recht abzusprechen, eine akzeptierte und gleichgestellte Familie zu sein?

Natürlich haben auch Sie homosexuelle Freunde und im Grunde ja nichts gegen Schwule. Diese Floskel haben wir alle schon zu genüge gehört. Eine solche Relativierung können Sie sich getrost sparen. Darauf gibt keiner mehr was.

Als Farbiger erwarten Sie von der Gesellschaft Toleranz. Zeigen Sie nun auch die Toleranz die Sie von anderen erwarten.

Zeigen Sie, dass Sie ein Vorbild sind und dass Sie der Mensch sind, für den ich Sie bis vor kurzem gehalten habe.

Hochachtungsvoll,

Dominik Sichling

(siehe auch: queer.de)

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