Wie uns klassische Noir-Filme eine Perspektive geben, die in modernen Filmen fehlt

„Es war ein kalter Winterabend in New York. Das einzige, was diese Woche in mein Büro kam, war die allmonatliche Zahlungsaufforderung meines Vermieters. Ich starrte auf den Boden einer Whiskeyflasche, als eine Frau an meine Tür klopfte. Ein Fall oder eine Falle? Egal, den Luxus einer Wahl kann ich mir nicht leisten.“

Ein Absatz, der vor Noir-Klischee nur so trieft, aber diese entstehen nicht ohne Grund. Doch zuerst eine Übersicht über das Genre „Noir“.

Noir gewann in der US-Nachkriegszeit an Popularität. Filme wie „Maltese Falcon“ prägten einen vollkommen neuen Erzählstil. Düster, komplex und meist ohne Happy End. Noir stellt die Frage: Was muss man(n) tun? Humphrey Bogart drückt dies im Finale des obigen Films so aus:

„When a man’s partner is killed, he’s supposed to do something about it.“

Filmplakat Maltese Falcon

Die moderne Version hiervon ist für mich das „Alternativlose“ in Politik und Leben. Wir sehen uns selbst auf einem Pfad und haben keine Wahl, als diesem zu folgen, unser Job verlangt Dinge von uns, die wir nicht wollen, und privat treffen wir uns mit Menschen, die wir nicht mögen. Noir-Filme hinterfragen dieses Mantra der permanenten Konsequenz.

In den meisten Filmen sehen wir Menschen, die sich in komplexe Plots verwickeln und die eskalierenden Konsequenzen hinnehmen und entsprechend handeln, bis es zu spät ist auszusteigen. Ziel ist der absolute Erfolg durch unermesslichen Reichtum oder Ruhm. Ein Mittelmaß existiert nicht, obwohl dieses doch für die meisten von uns ein realistischer und guter Ausgang wäre.

In Noir gibt es keine Helden, nur Protagonisten und Antagonisten. Die handlungstragenden Männer sind durchwegs selbstbezogen, sexistisch und gewalttätig. An vielen Stellen wirken sie cool und wir träumen davon, ein solches Repertoire an Sprüchen zu haben; bei genauerem Hinsehen möcht ich aber nicht jeden Abend der letzte an der Bar sein und doch hin und wieder ein paar Freunde haben.

Noir traut sich hässlich zu sein. Nicht wie Texas Chainsaw Massacre, sondern gesellschaftlich. Gier, Neid, Übermut und Realitätsverweigerung sind omnipräsent. In den aktuellen Blockbustern sind dies oft nur die Attribute des Bösewichts, doch das halte ich für unrealistisch. Die Idee, dass nur die Bösen diese Eigenschaften mit sich führen und ich nur selbstlos handle, ist surreal.

Besonders in der Schwämme der Gut-Böse-Marvel-Filme ist ein Noir-Klassiker eine wohltuende Entspannung.

Hier ein paar Tipps für euch Interessierte:

Letzter Tipp: Macht euch mit dem Hays Code der damaligen Zeit vertraut, um die filmische Sprache besser zu verstehen, aber das ist was für einen anderen Artikel.

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