Fahrräder können billig sein oder auch recht teuer. Nach oben hin scheint es kaum Grenzen zu geben. Wer sein Fahrrad liebt, sollte es auch entsprechend vor Diebstahl schützen. Da ich mir erst kürzlich ein neues hochwertiges Fahrrad zugelegt habe, war es auch an der Zeit, sich damit näher zu befassen.
Schloss
Ein gutes Schloss ist selbstverständlich. Dabei ist es aber keineswegs so, dass ein teureres Schloss auch gleich besser ist. Die Stiftung Warentest hat einige Schlösser getestet und dabei festgestellt, dass ein Schloss für 80 € manchmal besser sein kann, als ein Schloss für 150 €.
Jedes Schloss ist prinzipiell knackbar. In der Regel muss es jedoch nur 3 Minuten standhalten. Denn kaum ein Fahrraddieb beschäftigt sich länger damit. Es ist zudem empfehlenswert, zwei verschiedene Schlösser anzubringen. Die meisten Diebe sind auf eine Art des Fahrradschlosses spezialisiert. Zudem sollte man das geliebte Fahrrad an einem festen Gegenstand anschließen und das Schloss möglichst weit oben anbringen. So kann der Dieb seinen Bolzenschneider nicht am Boden abstützen.
Zunächst interessierte ich mich für ein Rahmenschloss von I-Lock-IT. Der Vorteil ist, dass sich dieses Schloss über das Smartphone automatisch öffnet und schließt, einen integrierten Alarm bei Bewegung auslöst und sich daran eine zusätzliche Kette anschließen lässt.
Leider lässt sich diese Variante an meinem Rad nicht nutzen, da ich keine Befestigungsmöglichkeit habe und meine Reifen dafür zu breit sind.
Ich habe mich dann also für ein Faltschloss entschieden, da sich diese am praktischsten am Fahrradrahmen verstauen lassen. In meinem Fall ist es eines von Kohlburg geworden, da es sich recht klein zusammenfalten lässt. Denn leider bietet mein Fahrradrahmen nur wenig Platz für so etwas.
Einzelne Teile schützen
Nicht immer wird ein ganzes Fahrrad geklaut. Manchmal sind es auch nur einzelne Teile. Schon zweimal ist mein Sattel samt Sattelstütze abhanden gekommen. Schnellspanner laden förmlich dazu ein, da sie sich leicht und schnell ohne Werkzeug öffnen lassen. Aber auch eine Inbusschraube ist kein wirkliches Hindernis.
Nach dem ersten Diebstahl habe ich mich für eine Spezialschraube mit 5-Kantschlüssel entschieden, da diese erheblich seltener sind. Beim zweiten Diebstahl scheint der Dieb daran gescheitert zu sein, denn er hat nur den Sattel von der Stange abmontiert.
Diesmal gehe ich aber auf Nummer Sicher denn ich habe mich nach weiteren Sicherungmöglichkeiten umgesehen. Dabei bin ich auf PitLock, Nutfix und Hexlox gestoßen. Beide bieten Einsätze für Inbus-Schrauben an, welche man in die Schrauböffnung einsetzt, sodass der Einsatz eines handelsüblichen Inbusschlüssels nicht mehr möglich ist.
PitLock schied für mich aus, da sich diese augenscheinlich mit einer handelsüblichen Schraube lösen lassen.
Nutfix von Abus sieht sehr gut und auch sehr sicher aus und benötigt kein Spezialwerkzeug. Die Schrauben lassen sich festdrehen und dann zuschieben. Geöffnet bekommt man die Schrauben dann nur noch, wenn man das Rad seitlich auf den Boden legt. Klingt erstmal gut. Allerdings habe ich auch gelesen, dass sich das System durch gezielte Stöße auch im Stehen lösen lässt.
Hexlox hingegen, bietet ein Schlüsselsystem an, sodass sich der Hexlox nur mit einem bestimmten Schlüssel entfernen lässt. Sicherlich gibt es auch andere Möglichkeiten, die Hexlox zu entfernen. Allerdings haben wir ja bereits gelernt, dass es reicht, den Dieb etwa 3 Minuten lang aufzuhalten. Gelegenheitsdiebe dürften daran sicherlich erstmal scheitern.
Ich habe mich nun für Hexlox entschieden. Mit dem Gutschein STOLENRIDEHEXLOX2018 gibt es noch 10% Rabatt auf die Bestellung.
Alarm
Es gibt verschiedenste Systeme, die einen lauten Warnton von 100 Dezibel oder höher ausstoßen, wenn das Rad unbefugt bewegt wird. Dieser schrille Ton ist ohrenbetäubend und soll Diebe vom Tatort vertreiben, wenn sie sich am Rad zu schaffen machen sollten.
Die Frage ist nur, schreckt das einen Dieb auch ausreichend ab, um seinen Diebstahlversuch abzubrechen?
Das kommt sicherlich darauf an, wo das Fahrrad steht. Auf dem Land an einem einsamen Bahnhof, an dem nur einmal pro Stunde ein Zug hält, bringt eine Alarmsirene sicherlich wenig, weil dort kaum Menschen sind. In der viel belebten Stadt mag das sicherlich anders sein, da eine Sirene dort eher Aufmerksamkeit erregt. Der Erfolg hängt jedoch auch ein wenig von der Courage fremder Passanten ab.
Das ist aber auch nur meine persönliche Einschätzung. Die Polizei hat dazu auf Nachfrage leider keine Angaben gemacht. Sehr Schade.
GPS-Tracking
Um den Standort seines Fahrrads über das Smartphone zu tracken, benötigt es zusätzliche Technik und meist ist das auch mit zusätzlichen laufenden Kosten verbunden. Laufende Kosten deshalb, weil eine Mobilfunkverbindung benötigt wird. Alles andere ergibt auch keinen Sinn.
Es gibt Tracker, die man selbst mit einer SIM-Karte ausstatten muss, allerdings kostet das am Ende meist mehr.
Ich habe mir daher zwei Systeme angesehen, die bereits mit einer fest verbauten SIM daher kommen. Dabei handelt es sich meist um sogenannte M2M-Karten in einem großen Rahmenvertrag. Dadurch ist die Datenübertragung günstiger und in der Regel auch nicht an Landesgrenzen gebunden. Somit ist auch Roaming kein Thema.
Im Grunde funktionieren die Systeme in etwa gleich: Stellt der Tracker einen Bewegung des Rades fest, wird ein stiller Alarm ausgelöst. Du wirst auf deinem Handy per Push-Nachricht informiert und kannst auf dem Smartphone die Position deines Rades verfolgen.
Das eine System ist von Velocate und ist als schnödes Standard-Rücklicht getarnt. Es sieht genauso aus, wie eines der meistverkauften Rücklicht-Modelle. Allerdings ist darin die GPS und Mobilfunktechnik verbaut. Schließt man das Rücklicht an den Dynamo des Fahrrads an, wird der Akku auch immer wieder geladen. Ansonsten hält er im Standby einige Tage und beim aktiven Tracking einige Stunden durch.
Das vc one von Velocate kostet 199 € und beinhaltet bereits das Tracking für ein Jahr. Jedes weitere Jahr kostet dann 39 € und das System ist für Pedelecs, eBikes und normale Fahrräder geeignet.
Das andere System ist das BikeTRAX von powunity aus Innsbruck. Dieses System ist nur für eBikes bzw. Pedelecs gedacht, da es seinen Strom aus der Hauptbatterie bezieht. Sicherheitshalber beinhaltet das Set aber auch eine Notbatterie, die zusätzlich 2 Wochen Standby und 12 Stunden aktives Tracking ermöglicht.
Das System von powunity ist komplett im Motor verbaut und daher absolut unsichtbar. Dafür ist es aber auch nötig, die passende Variante für sein eBike zu kaufen. Denn die Anschlüsse unterscheiden sich bei den Motoren von Bosch, Yamaha und Brose. Zudem gibt es auch eine Variante für Motorräder und eine Universalausführung für Bastler, die das System anderweitig einsetzen wollen.
Für 199 € bekommt man auch hier den Tracker und ein Jahr Tracking inklusive. Danach kostet das Tracking monatlich 3,95 €. Damit sind die laufenden Kosten aufs Jahr gerechnet zwar höher als bei Velocate, allerdings kann der Dienst bei powunity monatlich gebucht und wieder abbestellt werden. Wer sein Bike also nur in den Sommermonaten braucht und im Winter ohnehin anderweitig abschließt, kann hier Geld sparen.
Aber jetzt mal Butter bei die Fische: Bringt das was? Ich persönlich kann mir gut vorstellen, dass es eine gute Chance bietet, das Fahrrad wiederzufinden. Schließlich weiß man ja auf wenige Meter genau, wo es ist. Ob die Polizei diese wertvolle Information auch aktiv nutzt, wollte mir die Pressestelle der Polizei leider nicht beantworten. Ein Polizist auf der Polizeidienststelle in Lauf an der Pegnitz meinte jedoch, dass dies durchaus hilfreich wäre.
Es gibt zudem auch Aufkleber, die man am Rahmen anbringen und somit deutlich machen kann, dass das Fahrrad per GPS verfolgt wird. Das kann mögliche Täter bereits im Vorfeld abschrecken, kann aber auch dazu führen, dass vor dem Diebstahl erstmal nach dem Tracker gesucht wird, um ihn unschädlich zu machen. Ich würde deshalb eher von einem Aufkleber abraten.
Fahrrad codieren lassen
Die wenigsten Fahrraddiebe stehlen Fahrräder, um sie selbst zu behalten. Meist werden sie weiterverkauft, um sie zu Geld zu machen. Das kann man erschweren, indem man sein Fahrrad codieren lässt.
Hierfür wird ein individueller Code aus Buchstaben und Zahlen erstellt, der Rückschlüsse ohne zentrale Datenbank auf den Besitzer erlaubt (Zumindest für die Polizei). Findet ein Händler an einem Fahrrad einen Aufkleber mit Codierung, nimmt er das Rad nur mit Eigentumsnachweis an oder kann die Polizei verständigen, die wiederum den Besitzer einfacher ausfindig machen kann. Auf der Website des adfc kann man sich seinen Code online generieren lassen.
Der Code wird entweder in den Fahrradrahmen graviert und dann mit einem Aufkleber mit Sichtfenster überklebt oder direkt auf einen schwer entfernbaren Aufkleber gedruckt. Der Vorgang kostet in der Regel 15 Euro und kann beim adfc oder bei einer Polizeidienststelle durchgeführt werden.
Der ein oder andere wird jetzt sicherlich die Rahmennummer ins Spiel bringen wollen. Doch leider funktioniert das nicht so ganz:
Die Rahmennummer des Herstellers allein gibt leider nicht genügend Aufschluss. Denn sie wird von den Herstellern oft ohne erkennbares System eingestanzt. Die Nummern können sich wiederholen und sind nicht zentral gespeichert.
Mehr Informationen gibt es auf der Homepage des adfc. Beratungsstellen der Polizei findet man auf der Website der Polizeiberatung.
Dieses Verfahren schützt sicherlich nur sehr bedingt vor Diebstahl. Erleichtert es aber später, sein Rad eindeutig zu identifizieren.
Ich habe bei meiner Fahrradregistrierung diesen grünen Aufkleber bekommen, der eine von der Polizei vergebene Nummer enthält. Damit ist das Rad registriert und kann bei einem Fund wieder zu mir zurückgebracht werden. Man sollte sich aber nicht darauf alleine verlassen.
Versicherung
All den Vorsichtsmaßnahmen zum Trotz kann es natürlich dennoch passieren, dass das teure Fahrrad gestohlen wird. Für den Fall der Fälle sollte das gute Stück versichert sein. Ich habe meine Hausratversicherung bei der AXA, mein Fahrrad ist da bereits mit drin und bis maximal 500 € versichert. Voraussetzung ist lediglich, dass das Fahrrad mit einem handelsüblichen Fahrradschloss abgeschlossen ist. Dann übernimmt die Versicherung die Kosten bei Diebstahl des Fahrrads. Auch wenn nur Teile des Fahrrads gestohlen wurden.
Für das neue Fahrrad musste die Versicherung aufgrund des höheren Werts erweitert werden. Das kostet mich nun etwa 50 Euro mehr im Jahr, dafür ist mein Bike nun bis 2.100 € versichert. Ein fairer Preis, wie ich finde. Einzelne Fahrradversicherungen sind etwas teurer. Manche haben aber auch noch spezielle Extras wie Pannenservice oder Unfallschäden etc. mit dabei.
Die Sache mit der Polizei
Für diesen Artikel wollte ich mich sorgfältig vorbereiten. Da ich manche der Informationen in diesem Artikel nicht so ohne Weiteres im Internet finden konnte, stellte ich einige Fragen an die Pressestelle der Polizei in Mittelfranken. Die Antworten sollten in diesen Artikel mit einfließen, sodass sie im Internet frei zugänglich und auffindbar sind.
Leider weigerte sich die Polizei strikt, meine Fragen zu beantworten, da ich keinen Presseausweis besitze. Man argumentierte, es gäbe viele Anfragen dazu und die Pressestelle würde diese nur Journalisten beantworten. Mir stellte sich dann allerdings die Frage, warum man mir die Antworten nicht einfach zukommen lassen könne, denn wenn diese Fragen oft gestellt werden, müssten die Antworten dazu ja bereits vorliegen.
Auf weitere Nachfrage verwies man mich auf die Website der Polizeiberatung, die SEO-technisch eine absolute Katastrophe ist. Denn darauf findet man kaum Informationen. Lediglich ein kleines bisschen mehr gibt es in dort verlinkten PDFs. Sinnvoller wäre es, die Informationen direkt auf die Website zu setzen.
Was mir am Meisten stinkt, ist, dass die Polizei nicht nur wenig hilfsbereit war, sondern mir Informationen sogar aktiv verweigert hat. Mir graut es bereits davor, was wohl geschieht, wenn mein Fahrrad wirklich mal weg sein sollte. Vielleicht sollte ich es in Gedanken schon mal abschreiben, wenn die Hilfsbereitschaft der Polizei dann ähnlich motiviert ist…
2 Kommentare
https://youtu.be/3-yBxAEMCsw In diesem YouTube Video zeigt Warren Chan wie man Hexlox in wenigen Sekunden mit Werkzeug öffnen kann. Mittlerweile hat sich das rumgesprochen, dass man Hexlox auch ohne codieren Schlüssel einfach aufbekommt.
Kein System ist 100% sicher. Aber solche Systeme erschweren den Diebstahl und rauben dem Dieb wertvolle Zeit.