ZOZO

ZOZO: Teure Zelte in Jeans-Form (eingestellt)

Das Unternehmen ZOZO hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kleidung ohne Kleidergrößen zu verkaufen. Das klingt ja erstmal gut. Denn grade jemand wie ich tut sich öfter mal schwer, die richtige Größe zu finden. Besonders bei Hosen ist es oftmals so, dass die Hose in der Breite passt, aber dann zu lang ist. Und Größe ist ja nicht gleich Größe. Ein XXL ist in dem einen Geschäft womöglich zu klein und im anderen Geschäft zu groß. Mode kann frustrierend sein.

Von einer Freundin, die lange in der Bekleidungsbranche gearbeitet hat, weiß ich, dass es eine Toleranz von 2 cm pro Nahtzugabe gibt. Bei jeder Naht gibt es somit 2 Nahtzugaben (2 Stoffstücke, die zusammengenäht werden) und oftmals hat man ja pro Kleidungsstück 2 Nähte, eine links, eine rechts… oder vorn und hinten. Das macht theoretisch bis zu 8 cm Unterschied. Nach Größe shoppen ist also gar nicht so einfach und online sogar noch schwerer.

In Japan gibt es die Kleidung vom online Maßschneider schon länger. Jetzt will das Unternehmen mit dem Zozosuit auch Kunden in Deutschland begeistern und geht hierzulande an den Start.

Aber wie soll das nun ganz ohne Größen gehen?

Screenshot aus der ZOZO-AppZOZO geht hier einen anderen Weg. Bevor man seine Kleidung bestellt, erhält man einen schwarzen, dehnbaren Anzug zugeschickt: den Zozosuit. Der kostet erstmal nichts, ist aber auch alles Andere als modisch. Dieser Anzug dient auch nur dazu, den eigenen Körper zu vermessen. Dazu zieht man den Zozouit an und positioniert sich vor seinem Smartphone, welches auf dem Tisch steht. Die App gibt ab hier Sprachanweisungen und sagt, ob man richtig vor seinem Smartphone steht. Passt alles, dreht man sich Stück für Stück, bis die App den gesamten Körper von allen Seiten erfasst hat. Da der Anzug überall mit reflektierenden Punkten versehen ist, kann die App über das Smartphone die Maße genau erfassen und erstellt dann aus den Maßen ein 3D-Modell vom Körper des Kunden. Anhand dieses Modell schneidert ZOZO die Klamotten dann auf Maß.
Aber kann der Zozosuit den Maßschneider ersetzen? Genau das will ich in meinem Test herausfinden und meine Erfahrungen mit Euch teilen.

Die Auswahl bei ZOZO umfasst lediglich Basics wie z.B. T-Shirts, Hemden und Jeans. Ausgefallene Kleidung findet man dort nicht. Preislich sind die Artikel teurer, als das, was ich sonst so kaufe. Dennoch aber günstiger, als Markenkleidung und erst recht als man es von maßgeschneiderter Mode kennt. Eine Jeans kostet bei ZOZO etwa 60 Euro.

Das klingt ja alles recht nett. Doch leider muss man bei einer Bestellung viel Geduld beweisen. Ich habe ein T-Shirt und eine Jeans am 08.09.2018 online bestellt. Ja, das war’s erstmal für längere Zeit. Danach passierte nichts. ZOZO gibt eine Lieferzeit von etwa 4-5 Wochen an, die nun aber mehr als doppelt so lange gedauert hat. Hier die Timeline meiner Bestellung:

08.09.2018 Bestellung
11.11.2018 Versandbenachrichtigung mit Sendungsverfolgung
19.11.2018 Paket wurde tatsächlich an DHL übergeben
20.11.2018 Paket wurde zugestellt

 

Wenn ich mir die Facebook-Seite von ZOZO ansehe, bin ich offenbar nicht der einzige, der so lange auf seine Bestellung wartet. Meine Vermutung, dass das nur mit dem Start in Deutschland zusammenhängt, bestätigt sich nicht.

Nutzermeinungen zum Versand bei ZOZODie Kommentare sind voll mit wütenden Kunden, die absurd lange auf ihre Bestellung warten. Auch außerhalb von Deutschland. Einige berichten sogar, dass sie zusätzlich 50$ Zoll-Gebühren bezahlen sollten. Wieder andere berichten von seltsamen Schnitten und absolut unpassenden Größen. Ein Nutzer hat nachgemessen und schreibt, dass seine Hosen etwa 3 Nummern zu groß sei. Ein weiterer hat – wie ich – ein T-Shirt und eine Jeans bestellt, jedoch nur ein T-Shirt erhalten.

Heute, am 20.11.2018 kam mein Paket endlich an. Und was soll ich sagen? Es ist ein absoluter Witz!

Das T-Shirt ist praktisch bauchfrei und für meine Statur viel zu kurz. Das ist absolut untragbar. Die Jeans hat hingegen die richtige Länge, dafür ist sie locker 3 Nummern zu breit. Und ich bin da nicht der Einzige. Die Kommentare auf der Facebook Seite sprechen Bände:

Nutzermeinung zur Fertigungsqualität bei ZOZO

Bereits beim Auspacken sind mir die extrem breiten Hosentaschen aufgefallen. Da passt ordentlich was rein. Zur Verdeutlichung: Mein Laptop passt in diese Hosentasche!

Nochmal zur Erinnerung: Die Hose kostet 60 € und das T-Shirt etwa 25 €. Geld, das man sich definitiv sparen sollte. Mein Fazit ist also eine absolute Warnung. Erst macht man sich beim Vermessen lächerlich, dann dauert es eine Ewigkeit bis die Ware ankommt und man erhält absolut unpassende Kleidung. Beim Maßschneider ist das Geld sinnvoller investiert.

Ich bin heilfroh, dass ich für diesen Test kein Geld ausgegeben hatte. Ich bin über eine Werbung bei Facebook auf ZOZO aufmerksam geworden. Dabei habe ich einen Gutschein über 120 Euro für meine erste Bestellung gewonnen. Folglich war diese Bestellung gratis. Naja, selbst gratis ist hier echt noch zu teuer.
Nach dieser Erfahrung würde ich niemandem empfehlen, bei diesem Unternehmen Kunden zu werden.

Lasst besser die Finger von diesem Unternehmen. Auch wenn die Marke in fast jedem gut besuchten online Magazin zum Start aggressiv beworben wurde, sind das leider nur Pressetexte und keine echten Tests.

Wer hingegen auf die ganz besondere Mode steht, kann sich ja einfach nur den Zozosuit bestellen. In Japan ist der Zozosuit an sich bereits der Renner!


Update: Heute hat ZOZO per E-Mail mitgeteilt, dass das Geschäft eingestellt wird. In der E-Mail steht:

Es tut uns leid, dir mitteilen zu müssen, dass ZOZO seine Onlineshops schließt und das Geschäft in Europa, Nord- und Südamerika, im Mittleren Osten sowie im asiatisch-pazifischen Raum einstellt. Wir danken dir für deine Unterstützung und dein Interesse an ZOZO.

Auch auf der Website ist diese Mitteilung zu lesen. Damit ist das Projekt ZOZO wohl offiziell gescheitert, was meiner Ansicht nach, auch nicht anders zu erwarten war. Denn das Konzept hat absolut nicht funktioniert.

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3 Kommentare

  • Habe mich mit dem Thema Maßanfertigung für den Massenmarkt bereits vor 20 Jahren ausführlich befasst.

    Ich finde, dass ZoZo das Thema angegangen ist, verdient schon Respekt.
    Allerdings hat man sich anscheinend zu sehr auf die Vermessung via App konzentriert / verlassen und dabei viele andere Aspekte wie z.B. Qualitätskontrolle und Lieferzeiten vollkommen vernachlässigt.

    Dass man ein Konzept mit diesen Schwächen „auf die Schnelle“ in Europa und Amerika ausgerollt hat, konnte nur im Fiasko enden. Die Probleme dürften sich ja bereits auf dem heimischen (japanischen) Markt angekündigt haben.

    Da wollte (oder musste ) jemand im Eiltempo zum „Global Player“ in der Bekleidungsindustrie werden, ohne sein Konzept zu hinterfragen bzw. Alternativen für einzelne Bereiche in der Schublade zu haben.

    Vermutlich haben die Kosten (insbesondere für die 1. kostenlose Lieferung) dermaßen „gedrückt“, dass man mit aller Gewalt schnell Masse (= Kasse) machen musste.

    Schade eigentlich.

    Antworten
  • Ist ja krass. Dann verkaufste das Shirt für 1 EURO oder verschenkst es und die Hose lässt du dir beim Änderungsschneider passend machen, dann haste immer noch ne Hose für kleines Geld. Hast ja nichts für bezahlt. Viele Grüße

    Antworten

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