Das Versagen der Telekom

Wir sind seit etlichen Jahren Kunden bei der Telekom und waren dabei immer mehr oder weniger zufrieden. Bis jetzt.

Ich selbst bin mit meinem Mobilfunkvertrag bei der Telekom und kann mich kaum über die Netzabdeckung beklagen. Die Verbindungen sind meist stabil und schnell. Dafür zahle ich aber auch einen entsprechend hohen monatlichen Betrag.

Beim Festnetz sieht das anders aus. Auch hier ist der Betrag im Vergleich hoch, die Leistung ist aber mehr als ungenügend.

Ausgangssituation

Wir leben auf dem Land in Schnaittach, dort jedoch im Kernort. Unser Tarif umfasst eine 16 Mbit/s Leitung, sowie MagentaTV Sat und Telefon.
Wie immer steht hier vor der Bandbreitenangabe ein „bis zu“, aber das ist ja üblich. Dennoch darf die Bandbreite dadurch nicht grenzenlos unterschritten werden.

Sagen wir wie es ist, wir messen selten mehr als 8 Mbit/s. Zu zweit im Homeoffice mit IP-Telefonie und Filetransfers ist das eine Zumutung. Von Fernsehen noch gar nicht zu sprechen. Da müsste mehr gehen, vor allem im Jahr 2021.

Fernsehen in kleinen Häppchen

Damals wurde uns MagentaTV Sat (früher Entertain Sat) „angedreht“. Das soll Fernsehen mit allem möglichen Komfort seit und aufgrund der schwachen Bandbreite unterstützend per Satellit funktionieren. Angeblich sollte der Receiver automatisch zwischen IPTV und Sat wechseln ohne, dass man etwas davon merkt.

Leider ist das schon aus zwei Gründen gelogen. Denn wenn die Sat-Verbindung nicht ausreichend ist, wechselt der Receiver erst dann das Signal, wenn man dies manuell mit der Fernbedienung bestätigt. Bei JEDEM Senderwechsel muss man das erneut bestätigen. Ich denke, man kann sich vorstellen, wie nervig das ist.
Des Weiteren wurde uns dabei verschwiegen, dass Programme über Sat nicht in HD zugänglich sind, es sei denn, es handelt sich um öffentlich rechtliche Sender. HD für Privatsender sind nur über IPTV möglich.

Doch da sind wir schon beim nächsten Problem: Fernsehen in HD ist bei dieser Internetleitung mit dem Telekomreceiver gänzlich unmöglich. Das Programm hat Aussetzer und nach einigen Minuten Fernsehen ist der Ton meistens schon weiter als das Bild. Die einzige Lösung: Umschalten auf SD.
Aber wenn wir nur in SD fernsehen würden wollen, hätten wir den ganzen MagentaTV Quatsch nicht gebraucht. Das hätten wir auch ganz kostenfrei über Sat haben können.

Der Höhepunkt ist aber: Selbst in SD hat das Fernsehen je nach Tageszeit massive Aussetzer. Vorwiegend Abends wenn das Netz stärker belastet ist.

Ein Test macht das noch deutlicher.
Die Vereidigung Joe Bidens haben wir am 20.01.2021 auf ARD verfolgt. In SD über MagentaTV jedoch nur mit häufigen Unterbrechungen.
Nach einigem Frust haben wir den Receiver abgeschaltet, um dann in HD(!) über die Madiathek-App der ARD auf dem Smart-TV weiterzuschauen. Ohne jegliche Unterbrechungen! Also rein theoretisch geht HD über Internet, aber der Receiver blockt offenbar so viel von der wenigen Bandbreite weg, dass das, was noch durchkommt, bei weitem nicht mehr ausreicht.

Der Kunde lügt immer

Nun kann es ja gut sein, dass irgendwo eine Störung vorliegt. Das kann ja mal vorkommen. Der Kundenservice der Telekom ist dabei aber nicht wirklich hilfreich. Ganz im Gegenteil!

An der Störungsstelle wird uns mitgeteilt, dass an unserem Anschluss mindestens 12 Mbit/s gemessen wurden und dies innerhalb des vertraglichen Toleranzbereichs sei. Das wäre ja grade so zu verkraften, wenn wir denn diese 12 Mbit/s auch tatsächlich nutzen könnten.
Wir selbst messen aber kaum mehr als 8-,  selten mal 9 Mbit/s. Hierfür haben wir verschiedene Testtools wie speedtest.net oder breitbandmessung.de und weitere verwendet. Am PC, über W-LAN sowie auch über Ethernet (LAN). Das Ergebnis ist überall mit minimalen Abweichungen das selbe.

Der Telekom ist das aber egal, denn alle Tests, die nicht von der Telekom selbst sind, werden automatisch als unglaubwürdig erachtet. Die von der Telekom gemessenen 12 Mbit/s sind für den Kunden mit keinem Test nachvollziehbar und überprüfbar.

An der Stelle verweist die Telekom gerne darauf, dass es sich um die gemessene Bandbreite von der Vermittlungsstelle bis zum Router handelt. Da frage ich mich nun, was mit den fehlenden 4 Mbit/s passiert?

Werden die vom Router der Telekom (Speedport Smart 3) einfach verschluckt?
Ist der Router etwa so minderwertig, dass er nur einen Teil der verfügbaren Bandbreite weitergeben kann?

Auch hier hat die Telekom eine passende Ausrede parat: Angeblich geht bei der Übertragung im Netzwerk immer noch was verloren und über W-LAN sei die Bandbreite ohnehin immer geringer.
Im Umkehrschluss bedeutet das also, dass mein Cat-6 LAN-Kabel, welches für Übertragungsraten von 1000 Mbit/s ausgelegt ist und auch die LAN-Karte im PC, welche ebenfalls für 1000 Mbit/s ausgelegt ist nicht in der Lage sein soll, 12 Mbit/s über 3 Meter Abstand zwischen Router und PC voll zu übertragen?
Auch unsere W-LAN Geräte (IEEE 802.11n Standard für max. 150 Mbit/s) scheinen das also nicht leisten zu können.

Wen will die Telekom da eigentlich für dumm verkaufen?

Die Telekom bietet stattdessen Technikertermine an, welche wir selbstverständlich selbst bezahlen müssen. Und wenn man an der Störungshotline mit einem Mitarbeiter über diese Situation spricht, wird man sehr schnell abserviert.
Zitat: „Mit Ihnen rede ich nicht mehr weiter!“ So reagiert man bei der Telekom also, wenn man dort nicht mehr weiter weiß und die Ausreden ausgehen.

Verbesserung unmöglich

Die Lösung scheint recht simpel zu sein: Einfach eine bessere Leitung buchen.

Nun, das würden wir ja gerne und wir wären auch bereit, mehr Geld zu bezahlen. Doch das ist leider nicht möglich. Zu viele Teilnehmer sind mittlerweile an unserem Verteiler angeschlossen. Vor etwa 2 Jahren stellte man uns Besserung in Aussicht, da durch diverse (Wohn-)Neubauten um uns herum weitere Verteiler aufgestellt werden würden und sich die Kapazitäten dadurch besser verteilen sollen.

Spoiler: Passiert ist natürlich nichts!
Dafür bietet die Telekom aber ein Produkt an, das sich MagentaZuhause Hybrid nennt. Dieses beinhaltet einen speziellen Router, der die Leitung über DSL aufbaut und bei Bedarf eine zusätzliche Leitung über LTE hinzuschaltet, sollte die DSL-Leitung an ihre Grenze geraten. (So zumindest die Aussage der Telekom – siehe Aussagen bezüglich Satz und Internet beim Receiver)

Klingt gut? Nicht für uns, denn wir bekommen dieses Produkt nicht, obwohl LTE in unserem Empfangsgebiet ausreichend verfügbar wäre.
Der Grund? Zu viele Telekom-Mobilfunknutzer in diesem Ort, sodass deren Qualität leiden würde. Und das will man ja nicht.

Das Fazit ist also nun, dass die Telekom sich machtlos sieht, eine schnellere und stabilere Internetverbindung zur Verfügung zu stellen. Die eigentlich logische Konsequenz wäre der Ausbau der bestehenden Leitungen. Denn Glasfaser liegt hier bisher nicht. Und wir sind mit Sicherheit nicht die einzigen im Ort, die sich nach einer schnelleren Internetleitung sehnen.

Ein Silberstreif am Horizont

Sagte ich, dass Glasfaser hier noch nicht verlegt ist? Nun, das ist nur die halbe Wahrheit. Denn seit einigen Wochen wird hier fleißig gebuddelt und tatsächlich wird hier gerade ein Glasfaserkabel in Schnaittach verlegt. Nur eben nicht von der Telekom.

Stattdessen hat der lokale Anbieter Bisping&Bisping aus Lauf nun den Zuschlag erhalten, das Glasfasernetz in Schnaittach auszubauen. Je nach Standort kann dort bald FTTH oder FTTC gebucht werden. Letzteres bedeutet im schlimmsten Fall und im kleinsten Tarif eine Bandbreite von 50 Mbit/s wovon mindestens 29 Mbit/s garantiert sind.

Im Vergleich zum jetzigen Zustand bei der Telekom ist da selbst der worst case ein absoluter Traumzustand. Und das sogar zu einem günstigeren Preis als bei der Telekom!

Deshalb werden wir unseren Anschluss bei der Telekom in jedem Fall zum nächstmöglichen Termin kündigen. Komme was wolle, denn es gibt augenscheinlich nichts mehr, was die Telekom tun kann und will, um noch zu überzeugen.

Und mein Handyvertrag wird in 2 Jahren ebenfalls folgen, denn das geht auch günstiger. Selbst im Telekom-Netz.

Man könnte jetzt die Telekom in Schutz nehmen und sagen: „Aber wenn halt nicht mehr geht, dann geht halt nicht mehr …“.
Ja, wenn es einfach so wäre und man das einfach so kommuniziert hätte, wäre das auch ein etwas kleineres Problem. Stattdessen hält man es beim pinken Riesen für sinnvoller, seine Kunden für dumm zu verkaufen und sich nicht mal im Ansatz Mühe zu geben, etwas zu verbessern oder eine alternative Lösung zu finden.

So, liebe Telekom, wir sind dann mal weg. Für immer.


Update:

Inzwischen haben wir vorübergehend auf Congstar umgestellt, bis der Glasfaseranschluss beim neuen Anbieter soweit ist. Bei Congstar haben wir zwar auch nur 16 Mbit/s gebucht, allerdings können wir nun 11 Mit/s davon nutzen, wo es bei der Telekom direkt über die selbe Leitung nur 8-9 Mbit/s waren.

Zudem haben wir bereits vor einigen Tagen den TV-Receiver der Telekom abgebaut und Magenta-TV separat unabhängig vom DSL-Anschluss gebucht. TV schauen wir jetzt über den Google-Chromecast. Hier funktioniert das Streaming in HD ruckelfrei, was über den Receiver in SD schon unmöglich war.

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Ein Kommentar

  • Hallo Dominik,
    aus meiner persönlichen Erfahrung als IT-Dienstleister bei verschiedensten Kunden kann ich dir nur sagen: Ja – die Telekom ist ein Saftladen und bekommt vieles nicht auf die Reihe – ABER: andere Anbieter sind genauso unfähig: sei es Unitymedia/Kabel Deutschland oder Vodafone oder O2 oder 1&1 – alle großen Anbieter haben die gleichen Probleme: ständig wechselnde Tarife über die das mittelmäßig kompetente Personal nicht den Überblick hat – vom technischen Verständnis ganz zu schweigen. Die linke Hand weiß nicht was die rechte tut und der Telefoncomputer, der einen weiterverbinden soll hat NIE die richtige Option parat 😉
    Jeder Tarifwechsel (vor allem mit neuer Hardware) ist eine Zitterpartie, ob danach alles funktioniert. Eine Kundin bekam von Vodafone für den Tarifwechsel einen neuen Kabelrouter (Vodafone Station), bei dem man die Firewall temporär ausschalten musste, um eine ausgehende (!) VPN-Verbindung aufbauen zu können. Und das in Corona-Zeiten wo viele Leute von zu Hause aus einen VPN-Tunnel ins Büro brauchen.
    Die Chatbots über WhatsApp oder auf den Webseiten sind auch überfordert, sobald man andere Sachen wissen will, als aus den FAQs hervorgehen!
    Am Ende ist es Glückssache, wo man wohnt (Was ist verfügbar) und an welchen Hotline-Mitarbeiter man gerät (es gibt auch bei der Telekom wirklich engagierte und kompetente Leute). Wenn man einen funktionsfähigen Anschluss hat, ist man zufrieden und wechselt nur, wenn man ein dickes Fell hat. Vorteil der Telekom: Man bekommt alles aus einer Hand. Bei vielen anderen Anbietern sind mehrere dieser Unternehmen voneinander abhängig – dann wird es ganz gruselig. Beispiel: NTTCable hat für einen Kunden in Mainz einen Versatel-Anschluss gebucht und Versatel wiederum nutzt Telekom-Infrastruktur. Bei dieser Konstellation kann man sich vorstellen, wie gut die Meldekette und die Fehlerbehebung funktioniert.
    Bessere Erfahrung habe ich mit kleineren Anbietern (z.B. TGnet im Taunus), bei denen man sich auch mal zum namentlich bekannten Techniker verbinden lassen kann um mit ihm zusammen VPN-Logs auszuwerten und so die Verbindungsprobleme zu lösen…
    Wir sind bei Vodafone (ehemals Unitymedia) und mit der Leistung zufrieden. Es war ein Hickhack, bis es soweit war, aber jetzt bleiben wir erstmal da – auch wenn die Kabelgebühren eine Frechheit sind!
    Ich bin gespannt, wie die Erfahrungen mit dem künftigen Anbieter sein werden… 😉

    Antworten

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