Kopfhörer – Eine Odyssee

Seit einigen Jahren macht sich ein Trend breit, der es manchen Menschen erschwert, passende Kopfhörer zu finden. Mir zum Beispiel.

Vor längerer Zeit gab es noch ganz normale Ohrhörer. Die hängte man sich einfach in die Ohrmuschel und konnte hören. Die passten fast jedem. Sogenannte Earbuds.

Einige Zeit später gab es dann die In-Ear-Hörer, die man direkt in den Gehörgang drückt. Und damit fing es dann an. Die Dinger passen mir einfach nicht. Sie drücken und tun weh, fallen heraus und sie schließen den Gehörgang komplett ab. Das ist gleich aus mehreren Gründen suboptimal. Denn zum Einen wird mir dadurch nach einiger Zeit schwindelig und zum Anderen bekomme ich dann von meiner Umwelt nichts mehr mit. Auf der Straße oder auf dem Fahrrad ist das gefährlich.

Da bleiben natürlich noch die klassischen (Bügel-)Kopfhörer. Die kommen für mich aber aus praktischen Gründen nicht in Frage. Denn die kann ich leider nicht mal eben in die Jackentasche stecken. Dafür sind sie einfach zu sperrig.

Also machte ich mich auf die Suche nach passenden Ohrhörern, die man einfach nur einhängt. Eben jene bereits oben erwähnte Earbuds. Denn die sind für meine Ohren geeignet und … ach verdammt! Sowas ist leider kaum mehr zu finden.

Zunächst hatte ich mir die Sportkopfhörer Reflect Contour von JBL zugelegt. Die waren zwar In-Ear-Kopfhörer, hatten aber einen Bügel, der zusätzlichen Halt bot. Ideal war das nicht, aber es war ok. Leider gingen mir die Dinger nach wenigen Monaten kaputt, sodass ich mich wieder nach etwas Neuem umsehen musste. Denn auch wenn ich noch Garantie hatte, ein Austausch war nicht drin, da nicht mehr leider lieferbar.

Nun gut: Es mussten Earbuds sein und möglichst mit Bluetooth. Nachdem in dieser Bauweise kaum etwas zu finden war, mussten teurere Alternativen her. So hatte ich das „Glück“, vom Händler im Austausch für meine kaputten JBL Hörer, ein paar Airpods von Apple zu bekommen.

Apple Airpods an meinem OnePlus 5 mit Android? Ja, das geht. Verbinden funktionierte problemlos und die Dinger klangen akzeptabel. Ich hatte auch nie das Gefühl, die kleinen Teile zu verlieren. Doch die Probleme sollten sich noch einstellen. Die Verbindung riss bisweilen ab und in der Innenstadt von Nürnberg schien irgendetwas die Airpods zu stören, denn ich hörte Störgeräusche und Aussetzer. Teils ging dann nur der linke oder nur der rechte Airpod. Spaß machte das so keinen, zumal der Akku bei mir immer schon nach etwa 30 Minuten leer zu sein schien. Und dann war sowieso Schluss mit Musik. Und wenn man meinen täglichen Arbeitsweg von je ca. 45 – 60 Minuten morgens und Abends in Betracht zieht… es reichte nicht einmal für die einfache Strecke.

Also gingen die Dinger zurück und die Suche ging erneut weiter.

Gerade zu dieser Zeit stellte Google die Pixel Buds vor. Das große Highlight war dabei, dass diese Kopfhörer mit dem Google Assistant verbunden wären und eine Simultanübersetzung bieten sollten… Bullshit. Ich fand viel interessanter, dass es keine In-Ear Kopfhörer waren, sondern die Form eher der der Apple Earpods ähnelte. Ich war angefixt und musste sie haben!

So wartete ich „geduldig“ bis zum Erscheinungstag und bestellte sie im Google-Store. Ich freute mich wie Bolle, als sie endlich eintrafen und … wurde bitter enttäuscht. Bereits am ersten Tag bemerkte ich, dass etwas sehr Wichtiges nicht funktionierte: Telefonieren.
Ich hörte meine Gesprächspartner gut, aber meine Gesprächspartnerin hörte mich nicht. Schlimmer noch: Sie fluchte und schimpfte ins Telefon, weil ich es mehrfach versuchte aber offenbar keine Handynummer im Empfänger-Display angezeigt wurde. Aöso ein nerviger unbekannter Anrufer, der nix sagt… Toll.. Ich konnte das auch reproduzieren. Das trat immer dann auf, wenn ich über die Pixel Buds anrief. Das war natürlich ein absolutes NoGo. Am Tag darauf nutze ich sie nicht und am Tag darauf gingen sie einfach nicht mehr an. Tot. Nichts. Kein Mucks.

Und so traten auch die Pixel Buds die Rückreise zu ihrem Schöpfer an.

Frustriert machte ich mich also weiter auf die Suche. Weit und breit gab es ein riesiges Angebot an Bluetooth-Kopfhörern. Doch die waren alle In-Ear Varianten. Kaum ein Hersteller stellt noch normale Ohrhörer her! Es war zum heulen.

Zufällig fielen mir bei einem Saturn-Besuch die SHB 5250BK von Philips ins Auge. Ich war bereits schon ein gebranntes Kind und erkundigte mich zunächst im Netz. Die Kritiken waren sehr durchwachsen. Besonders was den Klang angeht. Ich traute mich nicht und suchte weiter, bis ich zu dem Schluss kam, dass meine Lösung keinesfalls fertig in einem Regal hängen würde. Die Lösung hieß „Maßanfertigung“.

Ich fand also die Firma Scheinhardt in Kreuztal. Diese bieten In-Ear Kopfhörer auf Maß an, was natürlich entsprechendes Geld kostet und mit zusätzlichem Aufwand verbunden ist.

So war es erforderlich, zuvor bei einem Hörgeräteakustiker eine Otoplastik anfertigen zu lassen. Dabei wird eine Art Silikon in die Ohren gespritzt, um eine Abformung zu erstellen. Das war im ersten Moment ziemlich unangenehm, denn das Material war kalt und verschloss das Ohr komplett.

Meine Otoplastiken sahen so aus. (siehe Bild) Ich habe sie bei KIND anfertigen lassen. Dafür verlangte die Akustikermeisterin Frau Weigand 10 € pro Ohr. Im Vergleich mit anderen Anbietern in der Stadt war dies das günstigste Angebot. Zudem habe ich ich bei ihr auch gut aufgehoben gefühlt, da sie mir jeden Schritt genau erklärt hat. Und nebenbei habe ich sogar noch etwas über das menschliche Ohr gelernt. 😉

Nachdem die Abdrücke erstellt waren, konnte ich die Kopfhörer bestellen und die Abdrücke zu Scheinhardt schicken.

Ab dann dauerte es gut zwei Wochen, bis ich das fertige Produkt in den Händen hielt. Denn die Ohrhörer werden von Hand auf Maß gefertigt.

In dem kleinen DHL-Päckchen befanden sich das schwarze Etui und meine Kopfhörer mit samt dem unten erwähnten Zubehör. Alleine das Etui sah schon sehr edel aus. Ein Täfelchen Schoki habe ich als kleine Aufmerksamkeit auch noch im Päckchen gefunden.

Ich hatte mich für das Modell Jump’n’Run entschieden, denn diese Ohrhörer lassen sich wahlweise über Bluetooth oder über Kabel nutzen.

Beide Kabel sind mitgeliefert. So kann ich unterwegs und beim Sport über Bluetooth hören und das Kabel für den Bühneneinsatz verwenden. Ebenso sind ein Ladekabel, ein Pflegegel und Transport-Etui mitgeliefert. Die Farbe des Ohrstücks kann selbst gewählt werden und eine Namensgravur ist inklusive. Schade finde ich, dass man kein transparentes Silikon wählen kann. Denn das hätte mir tatsächlich am Besten gefallen.

Ich habe zusätzlich ein so genanntes Venting einbauen lassen. Das ist eine winzige Belüftungsbohrung, die es mir ermöglicht, weiterhin Außengeräusche wahrzunehmen. Denn normalerweise schließen die In-Ears ja komplett ab, was ich, wie oben erwähnt, aber nicht vertrage. Daher das zusätzliche Venting, welches ich bei Bedarf mit Mini-Stöpselchen (Achtung, schnell Verlustgefahr! Gut und sicher verwahren!) verschließen kann. Das ist somit eine Sonderanfertigung für die Sonderanfertigung.

Das erste Einsetzen fühlte sich sehr seltsam an und war zunächst etwas fummelig. Aber nach einiger Eingewöhnung fühlen sich die Kopfhörer sehr gut an. Man merkt, dass sie da sind, aber nichts drückt oder zieht. Sie sitzen einfach perfekt, eben wie angegossen. Was sie ja auch sind.

Der Klang ist sauber und das Silikon schließt relativ gut ab. Dass man aber dennoch Außengeräusche hören kann, finde ich gut. Wenn auch sehr gedämpft. Spielt gerade Musik, hört man von außen allerdings absolut nichts. Mehr hört man, wenn man das Venting öffnet. Dann allerdings leidet der Klang und die Bässe nehmen stark ab. Das war aber bereits vorher klar und ich wurde ausdrücklich drauf hingewiesen. Aber das ist eine Einschränkung, die ich aufgrund meiner besonderen Ansprüche gut hinnehmen kann.

Insgesamt ist auch der Service bei Scheinhardt sehr gut. Eine Mitarbeiterin kümmerte sich persönlich um mich und meine Fragen und bat nach dem Kauf um meine Rückmeldung, ob alles zu meiner Zufriedenheit wäre. So muss das sein.

Ein Manko habe ich da allerdings: Die Ohrstücke sind nach dem Tragen relativ schmutzig und werden noch schmutziger, wenn man sie z.B. auf den Tisch legt oder in die Tasche steckt. Der Grund ist hier das Silikon, welches Staub und Schmutz wie ein Magnet anzieht. Und dieser bleibt leider auch relativ gut haften. Mit ein wenig Wasser geht das relativ leicht wieder weg. Allerdings sollte man sie nicht unter Wasser halten, sondern höchstens mit einem leicht-feuchten Tuch abwischen.

Nach einigen Tagen der Nutzung fiel mir auf, dass eine der Belüftungsbohrungen unsauber war und am Rand ein Riss zu sehen ist. Zudem ist der Akku des Bluetooth Moduls bereits nach etwa 2 Stunden leer, wo eigentlich 5 Stunden Laufzeit angegeben sind. Klar ist die Akkulaufzeit in der Realität oft geringer als angegeben, aber hier ist der Unterschied schon sehr deutlich. Ich schilderte diese Probleme per E-Mail und erhielt prompt einen Rückruf von Scheinhardt. Ich konnte die Kopfhörer einsenden und sie wurden umgehend neu gefertigt und das Bluetooth-Modul geprüft.

Nach etwa 2 Wochen bekam ich nicht nur meine neu gefertigten Ohrstücke und mein eingesandtes Bluetooth-Modul zurück, sondern auch ein neues Bluetooth-Modul.

Ich gehe nun davon aus, dass meine Odyssee nun endlich vorüber ist. Nun habe ich endlich, die für mich passenden Kopfhörer gefunden.

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